Ausgrabungen am Schwabenberg/Töpfemarkt

Mitten in der historischen Altstadt und wenig westlich der spätmittelalterlichen Stadtmauer gräbt die Außenstelle Römhild des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) seit Mai bis in die zweite Augusthälfte 2015 am Töpfemarkt in Meiningen. Nötig wurde die Untersuchung durch die geplante Neubebauung der 2000 m² großen Fläche, auf der sich nach dem Katasterplan des 19. Jh. drei Parzellen befanden.

Geologisch befindet sich das Grabungsareal auf einer Schwemmterrasse der Werra – überraschend konnten im Werraschotter Überreste der spätneolithischen Schnurkeramischen Kultur (2800–2200 v. Chr.) aufgedeckt werden. Sie belegen erstmals in Meiningen die Nutzung des hochwassergeschützten und flussnahen Gebietes in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.

Die übrigen Funde und Befunde lassen sich dem Mittelalter und der Neuzeit zuordnen. Neben Resten abgerissener, historisch aber bekannter Gebäuden konnten auch Fundamente von bisher nicht erfassten Fachwerkbauten und deren Keller aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jh. freigelegt werden.

An der Nordostseite der Parzelle befindet sich ein bis in jüngste Zeit genutzter Keller mit zwei unterschiedlich ausgerichteten Tonnengewölben. Die Kelleranlage war von der Südseite aus über eine Treppe erreichbar. Die zweischalige, in Lehmverbund gemauerte Grundmauer des nahezu quadratischen Hauptkellers hat eine Stärke von 1,16 m. An der Nordfront befinden sich Kalksteinkonsolen, die zur Aufnahme von Holzbalken dienten. Sie bezeugen, dass der Keller ursprüngliche flach abgedeckt war und das Tonnengewölbe erst nachträglich im 16. Jh. entstand. Das Gebäude war wenigstens bis zum 1. Stock aus Kalkbruchsteinen errichtet und datiert anhand von Keramikfunden in spätromanische Zeit (11. Jh.).

Südlich dieses Kellers wurde ein zweiter entdeckt, der langrechteckig angelegt und mehrfach umgebauter worden war. Erhellt wurde er durch zwei seitlich eingebauten Lichtnischen. Der Zugang erfolgte vom Töpfemarkt aus, vermutlich über eine später überbaute Treppe.

Der Versorgung mit Trink- und Brauchwasser diente ein Tiefbrunnen an der Südseite der Grabungsfläche. Die Entsorgung von Abwässern und Abfällen der Bewohner des 13. bis 19. Jh. erfolgte über in Stein gefasste Kloaken an den Häusern, zwei Latrinengruben, eine Fasslatrine sowie mehrere weitere Gruben.

Das aus den Kellern und den Wasserver- und Entsorgungseinrichtungen geborgene Fundmaterial ist sehr umfangreich. Neben viel Keramik fanden sich u. a. ein spätromanischer Schreibgriffel, das Bruchstück einer Hohlform, mit der vermutlich Kacheln hergestellt wurden, ein Messinggewicht und verschiedene Münzen.

Im Jahre 1478 wurden die Häuser während eines Stadtbrandes zerstört, eine deutliche Brandschicht zeugt von dem verheerenden Schaden. Die Asche überdeckt Grubenhäuser und Pfostengruben von Holzbauten und Kalksteinfundamente des Baubestandes des 12. bis 14. Jh. Damit lässt sich der stadtgeschichtlich bedeutsame Übergang von der Holz- zur Steinbauweise im 12./13. Jh. im Grabungsareal gut nachvollziehen.